Positives Denken heißt nicht,
alles Negative zu ignorieren.
Es bedeutet lediglich zu erkennen,
dass alles zwei Seiten hat.-Quelle Unbekannt-
Alle die mich kennen wissen, dass ich ein sehr positiv denkender Mensch bin und sehr optimistisch durchs Leben gehe. Ja ich bin ein Verfechter der absoluten Selbstverantwortung, ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder einzelne sein Leben zum größten Teil selbst bestimmen und gestalten kann. Man muss nur bereit sein genügend Energie in etwas rein zu stecken, dann wird es sich letztendlich auch lohnen und man wird seine Ziele, Wünsche und Träume erreichen.
Allerdings gibt es auch bei positiv Denker Niederschläge, Rückschläge und Momente wo es einem schwerfällt etwas von einer positiven Seite zu betrachten. So eine Phase hatte ich vor kurzem und sie inspirierte mich zu diesem Beitrag. Meine Umgebung war regelrecht geschockt, als ich sagte, ich bin derzeit einfach nicht in guter Stimmung und habe ein emotionales Tief. Es war fast so, als würde es von mir erwartet, dass ich immer gut gelaunt und positiv gestimmt bin. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Optimist und ein positiv Denker durch und durch, aber blindes positives Denken und herumlaufen mit einer rosaroten Brille ist definitiv nicht Zielführend.
Positiv Denken, bedeutet nicht negative Emotionen zu ignorieren
In unserer Gesellschaft hat es sich mittlerweile eingebürgert negative Gefühle, als verpönt anzusehen. Positiv zu sein und positiv zu denken ist zu einer neuen Form moralischer Korrektheit geworden. Es wird uns durch die sozialen Medien an allen Ecken das perfekte Leben vorgegaukelt. Auf Facebook, Instagram und Co. ist jeder gut gelaunt, jeder in top Form und vor allem zeigt jeder, dass er glücklicher ist als alle anderen. Von allen Seiten wird einem gesagt: „sei positiv und denke positiv“. Das erste was man einem Mensch mit Krebs sagt ist, dass er positiv denken soll.
Negative Emotionen sollen einfach ignoriert werden oder mit positiven Gedanken überdeckt werden. Es gibt aber bei dieser Art von Positivität ein großes Manko. Sie ist nicht nachhaltig! Forschungen zur emotionalen Unterdrückung zeigen, dass Emotionen stärker werden, je mehr wir versuchen sie beiseite zu schieben oder sie zu ignorieren. Es ist wie beim Schokokuchen im Kühlschrank – je mehr wir versuchen ihn zu ignorieren, desto größer ist sein Einfluss auf uns. Du denkst vielleicht, dass du unerwünschte Emotionen kontrollierst, wenn du sie ignorierst, aber tatsächlich kontrollieren sie dich. Innerer Schmerz kommt immer heraus. Immer. Und wer zahlt den Preis? Wir tun es. Unsere Partner, unsere Kinder, unsere Kollegen und unsere Umwelt.
Versteh mich nicht falsch. Ich bin gerne glücklich, optimistisch und ein positiv Denker. Aber wenn wir negative Emotionen beiseiteschieben, um falsche Positivität anzunehmen, verlieren wir es, Fähigkeiten zu entwickeln, mit der Welt so umzugehen, wie sie ist, nicht so, wie wir sie uns wünschen. Negative Emotionen sind teil unseres Lebens, sie sind quasi ein Vertrag mit dem Leben. Wir können keine sinnvolle Karriere machen, eine Familie gründen oder unser Leben in vollen Zügen leben ohne gelegentlich Stress oder Unbehagen zu empfinden. Das ist der Preis für den Eintritt in ein sinnvolles Leben.
Wie geht man nun mit negativen Emotionen am besten um?
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine radikale Akzeptanz aller unserer Emotionen – selbst der sehr schwierigen -, der Grundstein für Resilienz, also geistiger Widerstandsfähigkeit, sowie für wahres und authentisches Glück ist. Akzeptanz alleine ist aber nur der halbe Schlüssel, der zweite Teil besteht darin die Emotionen genau zu definieren. Wir neigen dazu oft einfache Etikette zu verwenden, um unsere Gefühle zu beschreiben. „Ich bin gestresst“ ist ein Beispiel dafür. Wir verwenden diesen Ausdruck sehr oft. Aber es sind Welten zwischen dem Stress einer Enttäuschung und dem Stress in der wissenden Angst in der falschen Karriere zu stecken.
Wenn wir unsere Emotionen genau bezeichnen, dann sind wir besser in der Lage, die genaue Ursache unserer Gefühle zu erkennen. Dadurch aktivieren wir das Bereitschaftspotential in unserem Gehirn und können die richtigen Schritte für uns setzen. Unsere Emotionen enthalten Wegweiser für Dinge, die uns wichtig sind. Wir neigen nicht dazu, starke Gefühle zu fühlen, für Dinge die in unserer Welt keine Bedeutung haben. Wenn du zum Beispiel Wut fühlst, wenn du die Nachrichten liest, ist diese Wut vielleicht ein Wegweiser, dass dir Gerechtigkeit und Fairness wichtig ist. Das könnte eine Gelegenheit sein, aktive Schritte zu unternehmen, um dein Leben in diese Richtung zu formen. Offener Umgang mit schwierigen Emotionen, kann Antworten generieren, die uns die richtige Richtung weisen.
Positiv Denken in der Praxis mit negativen Emotionen
Wenn du ein starkes negatives oder bedrückendes Gefühl hast, jage nicht dem emotionalen Ausgang nach. Nimm es an und beobachte es, lerne die Konturen dieses Gefühls zu erkennen und versuch es zu verstehen. Was sagt dir das Gefühl? Versuche nicht zu sagen „Ich bin“, wie zum Beispiel „Ich bin wütend“ oder „Ich bin traurig“. Wenn du „Ich bin“ sagst, klingt es so, als ob du die Emotion bist. Du bist du und die Emotion ist lediglich Information. Versuche stattdessen, das Gefühl zu bemerken, wie es ist und sage stattdessen zum Beispiel: „Ich merke, dass ich mich traurig fühle“ oder „Ich merke, dass ich mich wütend fühle.“
Mit dieser Technik gibst du dir selbst die Freiheit deine negativen Emotionen anzunehmen, zu beobachten und zu verarbeiten, damit sie dir wiederum positives Denken ermöglichen. Eine Akzeptanz der negativen Emotionen ermöglicht dir außerdem frühzeitig zu erkennen, was dir wirklich wichtig ist und du kannst dagegen steuern bevor es sich in Frustration und Verbitterung verwandelt.
Nimm negative Emotionen an, akzeptiere sie, höre darauf was sie dir sagen wollen und richte dann dein Leben danach aus.
Wie gehst du mit negativen Emotionen um? Lass es mich wissen und hinterlasse mir ein Kommentar, wenn du möchtest.
Vielleicht interessieren dich noch andere Artikel von mir passend zu dem Thema:
Die Sucht nach Emotionen!
Lerne deine Gedanken zu kontrollieren
9 Dinge, die dir bei innerer Zerbrochenheit helfen, positiv zu denken
Pro-Aktivität, dass bewusste und selbst bestimmte Handeln
7 Comments
Hallo Silviu,
Akzeptanz ist wirklich wichtig ? Ich mache das ähnlich wie Du, nur dass ich meine negativen Emotionen nicht unbedingt beobachte oder präzise benenne.
„Ich bin“ habe ich mir schon abgewöhnt (zumindest die meiste Zeit ? ) und sage mir dann eher „Ich empfinde gerade Wut.“ Das nehme ich wahr und lasse es zu, nehme es aber auch zum Anlass, mich besonders gut um mich zu kümmern. Wut lasse ich auch mal raus, wenn die Situation es erlaubt, werfe was an die Wand oder so, und dann geht es mir wieder besser.
Was mir auch ganz wichtig ist: Wenn negative Emotionen ohne erkennbaren Grund aufkommen, gehe ich nicht mehr auf Ursachenforschung. Das habe ich früher immer gemacht, führt dann aber nur dazu, dass alles was blöd ist ganz viel Aufmerksamkeit bekommt. Also akzeptiere ich eben, dass ich blöd drauf bin und nehme es wie es ist, dann geht das Stimmungstief viel schneller vorbei.
Liebe Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
Danke für dein Kommentar! Sehr cool, dass du deine Gefühle selbst schon so wahrnimmst.
Natürlich können Emotionen auch manchmal spontan entstehen, aber wenn sie wiederholt vorkommen macht es sehr wohl Sinn sich einmal damit auseinander zu setzen.
Finde ich toll wie du damit umgehst.
LG Silviu
Hallo Silviu,
dein Artikel spricht mir aus der Seele.
Alle Emotionen wahrnehmen und vor allem standhalten bedarf Übung.
Sie zu ignorieren ist der falsche Weg.
Der Hinweis mit „ich bin“ ist sehr gut und werde ich nun für mich auch umsetzen.
Viele Grüße
Heike Burde
Hallo Heike,
Danke! Es bedeutet mir sehr viel, dass meine Artikel Menschen ansprechen und eine positive Wirkung auf sie haben.
Du hast vollkommen recht, es bedarf Übung, aber wenn man es jeden Tag ein klein bisschen übt, dann wird man es sehr bald sehr gut beherrschen.
Ich wünsche dir nur das Beste.
Lg Silviu
Lieber Silviu,
für mich ist „positives Denken“ irgendwie immer gleich mit Schönreden verbunden. Ich glaube, zwanghaft positiv denken funktioniert nicht. Was sehr wohl für mich funktioniert ist, dass Fokussieren positiver Dinge und Gedanken. Gefühle und Gedanken sind in meinen Augen schlecht beeinflussbar, Handlungen hingegen schon.
Ich glaube, im Kern sind wir uns einig, persönlich stoße ich mich lediglich an dem Begriff des Positiven Denkens…
Liebe Diana,
Ja im Kern sind wir uns einig. Der Begriff des positiven Denkens ist leider so zusagen „verunreinigt“ geworden. Positives Denken wird heutzutage tatsächlich mit sehr viel Schönrederei gleichgesetzt. Deswegen wollte ich diesen Artikel schreiben, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Leben eben nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen besteht. Auch in dem Punkt hast du recht, dass das Fokussieren auf positive Dinge und Gedanken funktioniert. Damit das aber funktioniert, muss man zunächst mal im Reinen sein und muss negative Emotionen eben genauso annehmen und durchmachen, sie einfach weg zu ignorieren funktioniert auf lange Sicht einfach nicht.
Gefühle und Gedanken kann mit Handlungen beeinflussen, also sind sie doch beeinflussbar 🙂
Ich wünsche dir noch einen fantastischen Tag!
Lg Silviu
Hallo, sehr schöner Beitrag. Wen man mal negativ drauf ist, dann muss man sich einfach solche Texte rein ziehen. Ich mache auf Facebook auch so etwas, gefällt mir